Wie Deutsch doch nicht um ein Haar die Amtssprache der USA geworden ist
Ob in der Presse, in der Schule oder im Fernsehen – immer wieder hört man, dass die deutsche Sprache fast die Amtssprache der USA geworden wäre. Bei mir war es damals eine Freundin, die mir den amüsanten Floh ins Ohr gesetzt hatte: Die Abstimmung wurde angeblich im Bundesstaat Pennsylvania getätigt und die Entscheidung hing an nur einer einzigen Stimme – und zwar an der des Deutschamerikaners Frederick Muhlenberg, der sich gerade nicht im Raum befand, weil er das stille Örtchen aufgesucht hatte. Früher fand ich die Vorstellung, dass die Menschen in den USA dem Schicksal, meine Muttersprache zu sprechen, nur um Haaresbreite entgangen sind, enorm faszinierend. Ich möchte gar nicht wissen, an wie viele Leute ich diese Fehlinformation weitergetragen habe, aber ich glaube, es sind viele…
Genau darüber machte ich mir Gedanken, als ich vor einiger Zeit einen Artikel las, der besagte, dass es sich bei dieser Aussage nur um ein hartnäckiges Gerücht handelte. Immerhin, und das tröstete mich enorm, hatte diese Legende einen wahren Kern. Zwar hat es in keinem Bundesstaat jemals eine Abstimmung in solcher Form gegeben, jedoch wurde in Virginia im Jahr 1794 eine Petition eingereicht, die forderte Gesetzestexte auch in deutscher Sprache zu veröffentlichen. Das Buch Geschichte und Zustände der Deutschen in Amerika von Franz von Löher, das 1840 erschien und weit verbreitet war, scheint der Ursprung dieses Gerüchts zu sein. Seitdem kursieren verschiedene Varianten, von denen mich eine erreichte.
Übrigens haben die USA bis heute keine gesetzlich festlegte Amtssprache, auch wenn in der Praxis das Englische natürlich die häufigste Verwendung findet.