Googeln verboten!
Warum Google nicht mag, wenn wir googeln sagen.
“Hast du irgendwo den Scotch gesehen?” wurde ich vor nicht allzu langer Zeit auf Spanisch gefragt. Ich schaute meinen Freund – der gerade dabei war Fotos an der Wand zu befestigen – entgeistert an und blickte auf meine Armbanduhr. Scotch? Um zehn Uhr morgens? Als er meinen verstören Gesichtsausdruck sah, fügte er auf deutsch (Das hat er während eines Austauschjahres in Österreich gelernt) hinzu: “Ich meine natürlich Tixo!” Ich verstand gar nichts mehr.
Ein kurzer Blick ins Internet brachte die Erkenntnis: Er war auf der Suche nach Tesafilm. Das Klebeband ist nämlich ein Alltagsgegenstand mit tausend Namen: Was wir Tesa nennen, kennen die Österreicher unter der Bezeichnung Tixo. In anderen Regionen der Welt – wie Nord- und Südamerika, aber auch Frankreich – kann man sich mit Scotch nicht nur einen Rausch antrinken, sondern auch Bilder an die Wand kleben. In England, Australien und Japan kennt man das Klebeband unter dem Namen Sellotape, woher sich auch die spanische Bezeichnung Celo oder Cello ableitet. Gemeinsam haben alle diese Begriffe, dass sie ursprünglich eine Markennamen bezeichnen.
Solche sogenannten generischen oder generalisierten Markennamen entstehen dann, wenn ein Produkt neu eingeführt wird, und es nur wenige oder gar keine Konkurrenzprodukte gibt. Wenn diese schließlich angeboten werden, hat sich der Markenname bereits so stark etabliert, dass er als Oberbegriff für alle Produkte dieser Art herhalten muss.
In der Schublade mit den Büromaterialien hat so ziemlich alles, was sich mit dem Prädikat “klebrig” versehen lässt, eine Bezeichnung, die von einem Markennamen stammt: das belegen Uhu, Prittstift, Edding und Post-It. Und niemand würde wohl auf die Idee kommen Tipp-Ex als Korrekturflüssigkeit zu bezeichnen.
Diese Integration von Markennamen in die Alltagssprache geht manchmal sogar so weit, dass der Bezug zum Markenprodukt vollkommen verschwindet. Der Föhn zum Beispiel: Es handelt es sich dabei um einen Markennamen, den sich die AEG 1908 schützen ließ. Ursprünglich ohne h geschrieben, leitete sich die Marke Fön vom Wetterphänomen Föhn ab, der trockene, warme Winde in Gebirgsregionen bezeichnet. Dies wissen heute nur noch die wenigsten. Auch hinter Begriffen wie Walkman, Jojo, Plexiglas oder Thermos dürften die wenigsten Markennamen vermuten.
Die meisten Unternehmen sind nicht besonders glücklich darüber, wenn ihre Marke zum allgemeinen Begriff für Produkte wird – so schmeichelhaft das auf den ersten Blick auch sein mag. Denn die Integration eines Markennamens in die Alltagssprache hat auch rechtliche Folgen: Das Unternehmen muss um den Schutz seiner Marke bangen. Deshalb startete die Firma Xerox (das in den USA als Begriff für Kopie oder to xerox: kopieren benutzt wird) sogar eine eigene Werbekampagne, um den Markennamen zu retten. Adobe schreibt in seine Geschäftsbedingungen, dass das Wort Photoshoppen nicht als Synonym für digitale Bildbearbeitung gebraucht werden darf. Google soll sogar bei den Herausgebern des altehrwürdigen Oxford-Wörterbuchs interveniert haben, damit der Begriff googeln dort nicht als Synonym für “Im Internet suchen” gebraucht wird. Auch die Duden Redaktion bekam entsprechende Post von dem Konzern.