Hau du ju du? – Teil I
Wie Sie Ihren deutschen Akzent loswerden
Mein Französischunterricht in der Schule war grauenvoll. Noch in der 11. Klasse zwang uns die Lehrerin, uns gegenseitig ein Kuscheltier zuzuwerfen, um uns die Vokabeln abzufragen. Bis wir das Viech irgendwann an der Tafel aufhängten und „Il est mort“ dranschrieben. Tödlich beleidigt quälte Frau Blondhaar uns trotzdem stundenlang mit Vokabeln – immerhin ohne Kuscheltier – und den Rest der Zeit verbrachten wir damit, die französische Aussprache zu üben. Genauer gesagt das „r“, und zwar in einem Maße, dass ein Lauscher an der Tür hätte meinen müssen, wir würden kollektiv den Schleim aus unseren Kehlen würgen. Ich beschloss daher irgendwann, meine Zeit sinnvoller zu nutzen und verbrachte sie fortan im Café um die Ecke.
Heute muss ich mich allerdings fragen, ob Frau Blondhaar vielleicht doch gar nicht so verirrt war. Denn wann auch immer ich meine paar französischen Sätze gebrauche („Non, je ne sais pas parler français“, „J’ai oublié tous“, „Deux baguettes et un croissant, s’il vous plaît“) ist die Reaktion ein Schwall französischer Sätze, die ich mit verständnislosem Kopfschütteln beantworten muss. Die Leute glauben dank meines wohl nicht so fehlerhaften Akzents, dass ich perfekt Französisch spreche. In Argentinien dagegen, wo ich drei Jahre lebte und das Spanische bis zu einem sehr weit fortgeschrittenen Niveau erlernte, ist die zweite Frage bis zum Schluss immer die nach meiner Herkunft geblieben, auch wenn die Leute mich für meine Spanischkenntnisse lobten.
Die Sache mit dem Akzent ist so eine Sache. Ich für meinen Fall habe mich immer darüber geargert, dass man mir meine Ausländerhaftigkeit sofort anhörte, und ich glaube, das geht vielen so, die ein bestimmtes Niveau in einer Fremdsprache erreicht haben. Zum einen fürchtete ich immer, mich wie mein irischer Mitbewohner lächerlich zu machen, dessen Spanisch zwar grammatikalisch fast korrekter war als meines, aber leider völlig unverständlich. Zum anderen täuscht eine akzentfreie Aussprache über mangelnde Sprachkenntnisse hinweg (siehe oben), was so seine Vorteile hat. Und zum dritten kann es ganz schön nervig sein, wegen seines Akzents gleich in die deutsche Schublade gesteckt zu werden, was in vielen Fällen dann dazu führt, dass man nur noch durch einen Filter wahrgenommen wird – die Leute finden überall typisch deutsche Eigenschaften in deinem Verhalten.
Es gibt ein paar typische Fehler, die Deutsche beim Sprechen in fremden Sprachen machen. Wenn man sich die bewusst macht, kann man seinen Akzent hübsch in Form bringen und beim nächsten Auslandsbesuch die Leute vielleicht ein bisschen länger um die Nase herum führen. Welche das sind, das verraten wir Ihnen heute und beim nächsten Mal.
Da ist zuallererst der typische deutsche „Glottalstopp“, der sogenannte „Knacklaut“, den wir bei anlautenden Vokalen machen. Ein typisches Beispiel ist „ein Apfel“. Vergleichen Sie dazu das englische „an apple“ (gesprochen: änäppl). Hier kommt die in vielen anderen Sprachen so gebräuchliche „Liasonbildung“ zur Anwendung. Das bedeutet, beide Wörter werden wie eines ausgesprochen. Wegen dieses Unterschiedes wird die deutsche Sprache häufig als hart bezeichnet, im Gegensatz zum Französischen zum Beispiel, dessen Aussprache des „r“ noch viel kehliger ist als im Deutschen, und das trotzdem als weich wahrgenommen wird. Wir sprechen jedes Wort einzeln abgesetzt, während im Französischen, Englischen oder Spanischen alles aneinander gereiht wird. Einfach weniger deutlich sprechen beim nächsten Auslandsbesuch, und abends ein paar Whisky trinken, das lockert die Zunge, senkt die mentalen Hemmschwellen und führt zuleichtem Nuscheln.
Können Sie hören, woher mein Akzent kommt? Testen Sie Ihre Kenntnisse!
https://www.language-trainers.de/englisch-accent-game.php