Hau du ju du – Teil II

Wie werde ich meinen deutschen Akzent los?

Beim letzten Mal haben wir den deutschen Glottalstopp erklärt, heute geht es um die Auslautverhärtung, um bei den so schönen wie unmöglichen deutschen Fachwörtern zu bleiben.  Im Deutschen werden stimmhafte Konsonanten am Wortende (b, d, g) hart ausgesprochen, also zum Beispiel Hund = Hunt, Sarg = Sark und ob = op. In anderen Sprachen ist das aber nicht der Fall. Das englische „bed“ wird wirklich wie „bed“ ausgesprochen und nicht etwa wie „bet“, was eine ganz andere Bedeutung hat. Im Französischen wirkt die deutsche Auslautverhärtung noch fataler, da hier die letzten Buchstaben sowieso verschluckt werden. Also einfach mal die Wortenden weniger hart aussprechen und schon haben Sie einen großen Schritt in Richtung akzentfreies Sprechen gemacht!

Eine weitere Hürde auf diesem Weg sind die landesspezifischen Laute, die von Sprache zu Sprache, manchmal auch von Region zu Region unterschiedlich und einzigartig sind. Wie zum Beispiel das englische „th“, mit dem wir in der Schule – zu Recht! – so endlos gequält wurden, das französische nasale „a“, das gerollte „r“ im Italienischen, Spanischen und Slawischen oder das „ř“ im Tschechischen. Da hilft nur eines: üben, üben, üben. Den jeweiligen Laut einfach zu jeder Tageszeit bei jeder Gelegenheit vor sich her sagen, irgendwann kommt er dann schon korrekt heraus, und zwar ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Als ich mit 16 Jahren zum Beispiel bei einem Schüleraustausch in Mexiko war, konnte ich mich noch so sehr anstrengen, das „r“ wollte sich einfach nicht rollen. Von meiner Spanischlehrerin bekam ich den Tipp, das Wort „Brötchen“ wie „Bdötchen“ auszusprechen, immer wieder, schnell hintereinander. Und wirklich, es half. Eines schönen Tages bedankte ich mich bei der Verkäuferin in der Bäckerei und zu meinem eigenen Erstaunen kam das „r“ in „gracias“ gerollt heraus!kugelschreiber

Weniger für die englische Sprache als für romanische Sprachen gilt das Problem der unterschiedlichen Betonung. Im Deutschen wird nämlich in der Regel die erste Silbe betont, bzw. die erste Silbe des Wortstamms (Lehrer, cker, laufen, trinken,…), während im Italienischen, Portugiesischen oder Spanischen die Betonung bis auf Ausnahmen auf den hinteren Silben liegt (mästro, professor, profesor). Häufig passiert es Deutschen im Affekt, dass sie ihre eigenen Betonungsregeln anwenden. Schließlich ist man an die muttersprachliche Sprechmelodie gewöhnt. Da hilft nur eines: Die Fremdsprache so viel wie möglich hören – Filme schauen, reisen oder sich ein Tandem suchen oder noch besser eine(n) Liebhaber(in).

Ums noch einmal zusammenzufassen: Wenn Sie Ihren deutschen Akzent loswerden möchten, müssen Sie nichts weiter tun, als den Glottalstopp und die Auslautverhärtung zu vermeiden, stundenlang das „th“ oder das gerollte „r“ zu üben und ihre Betonung umstellen.

Nichts leichter als das!

Kennen Sie noch andere typische deutsche Aussprachefehler? Schreiben Sie uns!

 

 

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