In your face, Babo!
Nun ist es also da, das neue deutsche Jugendwort 2013: „Babo“ ist es geworden, das im Kurdischen in etwa Papa oder Chef bedeutet. Damit ist ein Wort auf dem ersten Platz gelandet, dass aus dem Kiezdeutschen stammt, über das wir vor kurzem berichtet haben. Der Begriff Babo schaffte es vor allem durch einen Song des kontroversen Rappers Haftbefehl in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit („Chabos wissen, wer der Babo ist„). Heike Wiese (eine Linguistik-Professorin der Uni Potsdam, die im Bereich der Jugendsprache forscht) erklärt, für sie sei das Gewinnerwort 2013 eine positive Überraschung gewesen. Sie bestätigt – mit einigem Erstaunen – dass es tatsächlich verwendet wird.
Dass die Linguistin so überrascht ist, sagt eine Menge aus. Seit 2008 kürt eine Jury aus Jugendlichen und Journalisten im Alter zwischen 13 und 65 Jahren das Jugendwort des Jahres. Hinter dem Projekt steht der für seine Wörterbücher bekannte Langenscheidt-Verlag. Ich bin zwar mit meinen 28 Jahren auch nicht mehr unbedingt in die Kategorie “jugendlich” einzuordnen, aber wer oft in den Öffentlichen Verkehrsmitteln Berlins fahren muss und halbwegs offene Ohren dafür hat, der kommt an Jugendsprache nicht vorbei. Wörter wie Gammelfleischparty (Gewinner 2008) oder Niveaulimbo (2010) klingen kaum nach echter Jugendsprache. Man vermutet dahinter eher (kurz vor der Pension stehende) Redakteure, die sich Ausdrücke ersinnen, die die Jugend von heute ihrer Meinung nach so verwendet. Die Kriterien, laut Langenscheidt Verlag sprachliche Kreativität, Originalität, Verbreitungsgrad und gesellschaftliche Relevanz erfüllen diese Begriffe nicht – Man haut sie kaum jemals jenseits der Pressemeldungen zur Wahl des Jugendwortes gehört. Ich selbst bin ihnen bis heute kein einziges mal begegnet
Das ist umso erstaunlicher, als dass populäre jugendsprachliche Begriffe nach und nach auch in den normalen Sprachgebrauch post-jugendlicher Zeitgenossen einsickern. Ich weiß noch, dass unsere Grundschullehrerin sehr böse werden konnte, wenn sie jemanden von uns auf dem Schulhof das Wort geil sagen hörte. Nicht nur, dass der Begriff heute seine einst anrüchige Aura eingebüßt hat, es sind sogar andere zeitgeistige Begriffe wie beispielsweise die Geiz-ist-Geil-Mentalität daraus erwachsen.
Doch zurück zu den Jugendwörtern, die die Langenscheidt-Jury gekürt hat. Neben Babo haben es dieses Jahr noch (in der Reihenfolge der Platzierung) Fame, gediegen und in your face geschafft. Das klingt doch schon besser als Bildschirmbräune (2. Platz 2008) oder unterhopft sein (Für Bier trinken wollen – 3. Platz 2008). Die Frage ist nur: Sind das wirklich Jugendbegriffe? Schließlich gehören gediegen und in your face zum festen Repertoire des wie gesagt nicht mehr ganz so jugendlichen Verfassers dieses Textes.
Solche Wahlen sind also immer mit Skepsis zu betrachten, sie dienen vor allem dazu Werbung für den betreffenden Verlag und sein Lexikon der Jugendsprache zu machen.
Der fünfte Platz geht übrigens an Hakuna Matata! einen Ausruf, der durch den Disney- Zeichentrickfilm König der Löwen bekannt geworden ist. Dieser Klassiker stammt aus dem Jahr 1994. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich diesen Begriff von den Chabos und Babos der Berliner U-Bahnen jemals hören werde.
Wie findet ihr das Jugendwort 2013? Fallen euch andere Begriffe ein, die es mehr verdient hätten, zu gewinnen?