Tschechisch? Ale proč?
6 gute Gründe, um Tschechisch zu lernen
Bei meinem ersten Intensivsprachkurs in Prag wurden wir gefragt, warum wir eigentlich Tschechisch lernen wollten – selbst unsere Lehrerin konnte das wohl nicht so ganz nachvollziehen. Immerhin – das muss an dieser Stelle eingeräumt werden – ist es nicht gerade die unkomplizierteste Sprache. Tschechisch hat sieben Fälle – drei mehr als das Deutsche – zwei verschiedene Präsensformen und selbst Eigennamen werden dekliniert. Die Sprache, so behaupten einige, sei unaussprechbar und selbst nach Jahren intensiven Studiums käme man über Smalltalk nicht hinaus. (Leeres Gerede!) Und trotzdem, so behaupte ich, lohnt es sich allemal. Und zwar nicht, wie einer der Kursteilnehmer auf die Frage der Lehrerin antwortete, um Kafka im Original lesen zu können. Der hat nämlich auf Deutsch geschrieben.
1) Der Vorteil kaum gesprochener Sprachen
Tschechisch hat etwa 12 Millionen Muttersprachler in der Welt, das ist etwa ein Sechstel der deutschen Bevölkerung. Es gibt kein anderes Land der Welt, in dem Tschechisch gesprochen wird. Warum zum Teufel eine Sprache lernen, die kaum jemand spricht?
Weil es große Vorteile auf dem Arbeitsmarkt verschafft, deshalb. Denn gerade eine Sprache, die wenig gesprochen wird, verhilft einem zu einem markanten Profil. Ganz praktisch: Unter 100 Bewerbern mit Englischkenntnissen sticht derjenige hervor, der eine ungewöhnliche Sprache spricht. Das zeugt von Begeisterungsfähigkeit und Einsatz und gerade im Falle des Tschechischen davon, Herausforderungen zu mögen.
2) Arbeitsmarkt von Morgen: Tschechien
Tschechien und die Slowakei gehören zu den am schnellsten wachsenden Märkten innerhalb Europas. Nach ihrem EU-Beitritt 2004 verlegten viele westeuropäische Unternehmen ihre Firmen hierher, vor allem aus der Automobilindustrie. Peugeot, Citroën, Toyota und Hyuandai sind nur einige. Gerade das wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum des Landes Prag kann ein Bruttoinlandsprodukt vorweisen, das 60% über dem EU-Durchschnitt liegt. Keine schlechten Aussichten, um hier einen Job zu bekommen. Wobei Tschechischkenntnisse dabei selbstverständlich von Vorteil sind.
3) Die Tür zum Slawischen
Mit Tschechischkenntnissen eröffnet man sich gleichzeitig die Tür zu anderen slawischen Sprachen. Tschechisch ist dem Polnischen und Slowenischen sehr ähnlich, und auch dem Russischen – hat aber den Vorteil, dass man hier keine neue Schrift lernen muss. Als Anfangssprache, auf der aufbauend andere slawische Sprachen gelernt werden, ist Tschechisch geradezu perfekt.
4) Das Herz Europas
Tschechien ist das geographische Zentrum Europas und liegt gleichzeitig an der Schwelle von Ost und West. Mit Russland als wieder aufsteigender Weltmacht – was dieser Tage mit ausreichend Zynismus festgestellt werden muss – wird sich auch die Bedeutung der Schwellenländer verändern. Doch sind es nicht allein solche kalkulierenden Überlegungen, die von den Vorteilen des Tschechischen überzeugen sollen. Tschechien besitzt eine überaus reiche Kultur, die seit jeher von Multikulturalität geprägt war. Prag gehörte neben Wien einstmals zu den intellektuellen Zentren Europas, in dem Juden, Deutsche und Tschechen friedlich und einander bereichernd zusammenlebten. Auch heute noch zeugt die Prager Innenstadt von der historischen Bedeutung dieses kleinen Landes, in dem eine der ältesten Bildungsstätten Europas, die Karls-Universität, gegründet wurde und wo lange vor Luther die Grundsteine für die Reformation und damit die politische Umwälzung Europas und der Welt gelegt wurden.
5) Die Schönheit der tschechischen Sprache
Bei aller angeblichen Kompliziertheit ihres Charakter (alles subjektive Meinungen) muss doch völlig unvoreingenommen festgestellt werden, dass Tschechisch eine äußerst klangvolle Sprache ist. „Miluju tĕ“ ist eine der schönsten Formen, um „Ich liebe dich“ zu sagen. Außerdem ist Tschechisch wohl eine der wortreichsten Sprachen überhaupt. Allein um ein Mädchen zu bezeichnen, gibt es wenigstens 10 verschiedene Arten: holka, holčina, holčička, dívka, děvče, děvečka, děvenka, děvucha, dívčička, dívenka, dcerka, žába, žabka… Beeindruckend, nicht?
Ach, und nebenbei kann man seinen Freunde ganz wunderbar imponieren, mit einem Satz völlig ohne Vokale: „Strč prst skrz krk“, was sovie heißt wie „Steck dir den Finger in den Hals“.
6) Autoren im Original
Mit Tschechisch kann man zwar nicht Kafka im Original lesen, wohl aber andere, völlig unterschätzte Autoren wie Karel Čapek zum Beispiel, der den Roboter (oder besser gesagt dessen Bezeichnung) erfand. Oder Bohumil Hrabal, einen der weltbesten Autoren mit den schönsten todtraurigen und gleichzeitig urkomischen Geschichten.
Kennen Sie noch mehr gute Gründe, um Tschechisch zu lernen? Schreiben Sie uns!!