Vokabeln Für Dummies – Special Edition
Lernen ist anstrengend… Nicht! Wir zeigen Wege, wie man sich Vokabeln entspannt einprägen kann – (fast) wie im Schlaf. Und: Warum man ab und zu ein richtig schlechtes Buch lesen sollte.
Meine Mutter legte sich vor Prüfungen tatsächlich noch ihre Bücher unter’s Kopfkissen. Niedliche Vorstellung – Wir entzauberten Kinder des 21. Jahrhunderts wissen aber, dass das außer einem verspannten Nacken nichts bringt. Der Grundgedanke ist aber gar nicht so verkehrt: Denn nachts werden tagsüber gelernte Inhalte ins Langzeitgedächtnis verschoben. Dazu müssen sie vom Hippocampus, wo sie zunächst zwischengespeichert werden, in den Neokortex (Ein Teil der Großhirnrinde) gelangen. Dieser Transfer findet im Schlaf statt und sorgt dafür, dass wir Dinge im Gedächtnis behalten.
Es gibt zahlreiche Studien die beweisen, wie wichtig Schlaf für den Lernprozess ist. Forscher der Universität Lübeck forderten Versuchspersonen dazu auf, komplexe Logikaufgaben zu lösen. Die meisten Teilnehmer waren dabei zunächst nicht erfolgreich. Ein Teil der Gruppe musste die Nacht über wach bleiben; der andere durfte schlafen. Alle Teilnehmer bekamen am nächsten Morgen eine ähnliche Aufgabe gestellt wie am Abend zuvor. Während es in der ersten Gruppe nur 23% schafften, auf die Lösung zu kommen, waren es in der zweiten fast drei mal so viele (60%). Um auszuschließen, dass dies nur an der Müdigkeit lag, wurde der Versuch noch mit einer dritte Gruppe durchgeführt, die die Aufgabe erst morgens und dann abends lösen sollte. Diese Gruppe hatte ähnlich wenig Erfolg, wie die, die wach bleiben musste.
Wie können wir den Schlaf nutzen, um effektiver zu lernen?
Zum einen sollte man vor dem zu Bett gehen noch ein paar Vokabeln durchgehen. Der Grund ist einfach: Das Gehirn verschiebt bevorzugt Informationen ins Langzeitgedächtnis, die mit einer starken Emotion verknüpft sind. Geschieht zwischen dem Lernen und dem Einschlafen etwas, dass ein starkes Gefühl auslöst, rutschen die Vokabeln auf der Prioritätenliste nach unten. Lernt man direkt vor dem Einschlafen, ist die Wahrscheinlichkeit, noch etwas spektakuläres zu erleben, eher gering.
Eine weitere Möglichkeit ist, etwas in der Sprache zu lesen, die man lernen möchte. Ganz hervorragend dafür geeignet sind Groschenromane. Sie sind nicht nur herrlich trashig, sondern auch in sehr einfacher Sprache verfasst. Selbst wenn man nicht jedes einzelne Wort versteht; die Handlung ist derart vorhersehbar, dass man problemlos versteht, worum es geht. So erschließt man sich die Wörter aus dem Kontext. Auf diese Art und Weise prägen sie sich zudem besser ein, als wenn man sie bloß im Wörterbuch nachschlägt.
Noch entspannter lernt es sich mit Hörbüchern. Hier gilt ebenso: Es ist nicht weiter tragisch, wenn man zu Beginn nur wenig versteht. Trotzdem bekommt man einen guten Eindruck von Satzbau, Sprachmelodie und vor allem von der Aussprache. Wem abendliche Grübeleien das Einschlafen vermiesen, kann von dieser Methode zusätzlich profitieren, denn Hörbücher lenken vom Nachdenken ab – So schläft es sich leichter ein.
Wer spezifische Vokabeln lernen will (beispielsweise Verbtabellen), sollte sich die Mühe machen, den Lernstoff selbst aufzunehmen. Mit einem Computer und der passenden Software ist das ganz einfach. Empfehlenswert ist Audacity: Das Programm ist kostenlos und einfach zu bedienen. Auch für’s Smartphone gibt es zahlreiche Apps, mit denen man ganz leicht Audiodateien erstellen kann. Mit dieser Methode lernt man gleich doppelt, beim Erstellen und beim Anhören – auch wenn die eigene Stimme erst einmal gewöhnungsbedürftig klingt.
Den aufgenommenen Lernstoff kann man dann vorm Einschlafen lauschen. Und am besten auch danach. Es ist eine unter Wissenschaftlern kontrovers diskutierte Frage, ob neue Inhalte durch bloßes Anhören im Schlaf gelernt werden können oder nicht. Es gibt aber Studien, die darauf hinweisen, dass man so den Lernerfolg zumindest positiv beeinflussen kann. Ein Versuch kann also nicht schaden. Der menschliche Schlaf gehört immer noch zu einem der größten Rätsel der Biologie. Endgültig geklärt ist diese Frage, warum wir überhaupt schlafen, nämlich auch noch nicht.